Radwege auf Sylt: Insulaner-Piraten kritisieren Qualität mancher Radwege | shz.de [extern]
Umweltfreundliche Fortbewegung mit dem Fahrrad ist auf Sylt fast überall möglich. Verteilt auf rund 200 Kilometer Radweg ist die Auswahl auf der Insel üppig: Vom Norden bis in den Süden können Frischluft-Liebhaber die verschiedenen Orte mit dem Drahtesel erkunden. Einige sehen dennoch Probleme: Die Insulaner-Piraten kritisieren, dass der Radweg, der hinter Rantum bis nach Hörnum an der Landstraße 24 verläuft, nicht den gängigen Normen entspricht. Unter anderem sei der Weg bei der letzten, großen Sanierung (wir berichteten) nicht ordnungsgemäß geteert worden. Im Mai hatte die Fraktion durch ihren Vorsitzenden Patrick Breyer daher einen Antrag an das Kieler Verkehrsministerium gestellt. Passiert sei seitdem nicht viel.
„Wenn man das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzt und mit einer gewissen Geschwindigkeit unterwegs ist, dann hat man auf dem Radweg-Abschnitt Probleme“, sagt Christian Thiessen von den Insulaner-Piraten. Die größte Gefahr sieht der passionierte Radler unter anderem darin, dass der Weg schlicht zu schmal ist. Man sähe, dass „aus Kostengründen wohl immer etwas schmaler geteert“ wird. Vor wenigen Wochen war, im Zuge von Straßenbauarbeiten, auf dem entsprechenden Stück neben der Landstraße „nur der Asphalt erneuert worden, der Untergrund ist allerdings bestehen geblieben“. Dadurch würde der Weg – durch die vielen, schmaler werdenden Schichten – inzwischen pyramidenartig nach oben verlaufen.
Thiessens Schätzung nach ist der Radweg auf dem besagten Teilstück rund 1,50 Meter breit. Ein Anhänger für Kinder sei rund 80 Zentimeter breit, wenn sich davon zwei auf der Strecke begegnen, benötigen diese auch noch Sicherheitsabstand. „Jeder Radler fährt etwa 20 Kilometer in der Stunde, also eine relative Geschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde zueinander.“ Dabei bliebe nicht genug Platz, dass beide Parteien mit genügend Sicherheitspuffer aneinander vorbeifahren können. „Niemand möchte riskieren, dass ein Anhänger abrutscht oder kollidiert“, sagt Thiessen. Also sei der Sicherheitsabstand bei 40 Kilometern pro Stunde in seinen Augen dringend notwendig. „Die schleswig-holsteinischen Regierung redet immer von Förderung der Radwege, tut aber nichts“, sagt Thiessen. Die Insulaner-Piraten fordern, dass Radwege auf der Insel künftig rund 2,50 Meter breit sein müssen.
Das sieht ein Radfahrer, der mit seinen zwei Kindern (drei und fünf Jahre alt) im Anhänger auf den Weg nach Hörnum ist, ähnlich. „Es ist echt schmal hier, wenn Gegenverkehr kommt muss ich bremsen, um den Gegenverkehr durchzulassen – das ist mir sonst echt zu gefährlich mit den Kleinen hinten drin“, sagt der Kölner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Zuvor sei er auf seiner Tour – von Westerland kommend – von einer Truppe Fahrrad fahrender Rentner „abgedrängt“ worden, erzählt der 39-jährige. Anders als von ihm erwartet, seien die Senioren nicht weiter nach rechts gefahren, um ihm Platz zu machen. Dadurch sei er mit einem Reifen des Anhängers über die „steile und recht hohe Kante vom Radweg gerutscht“, sagt er.
Eine Verbreiterung des Weges sei bei der jüngsten Baumaßnahme nicht durchgeführt worden, bestätigt das Kieler Verkehrsministerium. „Klar ist, dass an den Stellen, an denen eine neue Deckschicht aufgebracht wird, die Fahrbahnbreite geringfügig schmaler wird (rund drei Zentimeter)“, heißt es auf Anfrage der Sylter Rundschau von Harald Haase, Sprecher des Ministeriums. Teilweise sei der Radweg aber auch – anders als von Gemeindevertreter Thiessen kritisiert – samt Unterbau erneuert worden, heißt es weiter.
Neben der Breite der Fahrbahn, bemängeln die Piraten zudem die Qualität der Radweg-Oberfläche. Trotz der erst kürzlich erfolgten Teerung sei der Asphalt – auch aufgrund der fehlerhaften Erneuerung – an einigen Stellen aufgeplatzt, so Thiessen. Auf anderen Abschnitten hätten sich Risse gebildet, Kanten seien abgebrochen, das könnte auch größere Schäden zur Folge haben.
Das Verkehrsministerium kann diese Bedenken nicht teilen: „In der Flensburger Niederlassung des LBV-SH ist nichts von Aufplatzungen oder Problemen mit dem Radweg bekannt“, schreibt Harald Haase vom Verkehrsministerium in Kiel. Auf eine Antwort auf seinen Antrag wartet Pirat Thiessen bisher vergeblich: „Wir wollen endlich wissen, was passiert.“ Sein Ziel sei es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch die Radwege von großer Bedeutung sind.
Radler, die den Weg in Richtung Inselsüden häufig benutzen, empfinden keine Probleme auf dem Wegabschnitt. „Ein großes Lob an die Radwege auf Sylt – ich fahre hier sehr gern“, sagt Claudia Saleh aus Hamburg. Auch wenn das Wetter auf der Insel sich im Moment nicht von seiner sommerlichen Seite zeigt, schwingt sich die 52-Jährige in den Sattel – dann halt eher am Abend, wenn die gröbsten Schauer vorbeigezogen sind und die Sonne manchmal zwischen den Wolken hervorlugt. Eins ist für die Hamburgerin allerdings ungewohnt: „Das hier ein Radweg fast immer für Radfahrer beider Fahrtrichtungen vorgesehen ist, kenne ich aus der Großstadt kaum“.
Let’s block ads! (Why?)