Change language: Deutsch
Teilen:

Big Brother Auto: Wer stoppt den Spion im Fahrzeug?

Wirtschaft und Verkehr

Moderne Autos speichern Informationen über unser Fahrverhalten. Teilweise lässt sich unsere Geschwindigkeit, Bremsungen, Licht usw. nach Zeitpunkt und Kilometerstand rekonstruieren.
Diese Datenverarbeitung in Kraftfahrzeugen dürfte in verschiedener Hinsicht gegen Datenschutzrecht verstoßen:

  • Über Art, Umfang und Zweck der Datenverarbeitung (also welche Daten genau erhoben und wie lange gespeichert und übermittelt werden) werden die Betroffenen nicht ausreichend unterrichtet.
  • Erhebung, Speicherung und Übermittlung von Daten erfolgt über das vertraglich erforderliche Maß hinaus ohne wirksame und freiwillige Einwilligung.
  • Betroffene erhalten keine Auskunft über die gespeicherten Daten (z.B. über eine offene Schnittstelle).

An Aktivitäten der Datenschutzbehörden zur Durchsetzung des Datenschutzrechts habe ich bisher im Wesentlichen nur die “Muster-Information über Datenspeicher im Fahrzeug” gefunden, die aber nicht ausreichend sein und außerdem den Personenbezug unzutreffend einschränken dürfte.
Vor diesem Hintergrund frage ich mich, ob von Seiten der Datenschutzbehörden geplant ist, mit den Herstellern über gemeinsame Verhaltensregeln (§ 38 BDSG) zu verhandeln oder hoheitlich gegen Verletzungen des Datenschutzrechts vorzugehen. Dies dürfte der einzig erfolgversprechende Weg sein. Ein Warten auf den Gesetzgeber dürfte aus meiner Sicht aussichtslos sein.
Die Datenschutzkonferenz befasst sich aktuell zwar mit dem „Datenspeicher Auto“. Es gibt aber offenbar keine konkreten Pläne für klare Verhaltensregeln nach § 38a BDSG oder für ein Einschreiten gegen die Praxis der Hersteller. Das bedauere ich. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass die Forderungen des Verkehrsgerichtstags durchgesetzt werden.
Um das Thema eCall haben wir uns bereits gekümmert: Der Landtag hat sich auf Antrag der PIRATEN für eine Abschaltbarkeit des geplanten Notrufsystems ausgesprochen.

Kommentare

3 Kommentare
  • Joe

    Ich fahre ein PKW Bj 2010 und bin bei jedem Wekstattbesuch von dieser Art von Datendiebstahl – dem ich natürlich nie zugestimmt habe – betroffen.
    Man weiß nicht genau, welche Daten da “under the hood” erfasst und anschließend abgesaugt werden. Ich stelle aber fest, dass praktisch bei jedem Werkstattbesuch ein update der board-software durchgeführt wird. Dem ganzen Bereich kommt von Herstellerseite also eine recht hohe Aufmerksamkeit zu.
    Aber: ich möchte das nicht. Am liebsten würde ich vor einem anstehenden Werkstattbesuch die Speicher explizit löschen können. Ähnlich, wie man im Web Browser cookies löschen kann. Leider habe ich bisher nicht rausgefunden, wie man das macht.

  • Anonym

    In c’t 19/2014 wurden Audi, VW, Daimler und BWM dazu befragt. Danach werden umfangreiche Daten zum Fahrverhalten vorratsgespeichert. Skoda ermittelt aus dem Fahrverhalten Werkstatt-Intervalle, bei deren Nichteinhaltung die Garantie entfällt. Nach dem Auslesen in der Werkstatt werden die Daten zwar meist im Auto gelöscht, aber pseudonymisiert an die Hersteller gesendet (bei VW angeblich nicht). Dort werden sie teilweise der Fahrgestellnummer zugeordnet, für Garantiefälle und zur “Qualitätssicherung” verwendet und für unbekannte Zeit gespeichert. Laut BMW wurde teilweise nach Unfällen die Herausgabe richterlich angeordnet. Auch Telefonverbindungs-, Internet-, Notruf- und Navidaten lassen sich die Hersteller zum Teil übermitteln.

Kommentar schreiben:

Alle Angaben sind freiwillig. Die Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.